Eine Höhlenkapelle in Luxemburg-Stadt


Die St. Quirinuskapelle. Zeichnung von Nicolas Liez. Gut zu erkennen ist der Zustand vor der großen Renovation von 1884-1885. Der Turm ist noch kleiner, mit dem runden Dach, das Fenster über der Tür Eckig und der Anbau noch vorhanden.
Warum St. Quirinus?
Es wird erzählt die Relikien des heiligen Quirinus wären auf ihrer Reise um 1050 von Rom nach Neuss eine Nacht in Luxemburg-Stadt geblieben. Ihm zu Ehren wurde die Kapelle so benannt.
(Die Stankt Quirinuskapelle oder auch Greinskapelle.)
Es ist die bewegende Vergangenheit der kleinen Kapelle, welche uns im Tal unserer Stadt Luxemburg begegnet. Sie kannte Höhen und Tiefen, Begeisterung, Leid und Spott - und wurde zum Schluss fast vergessen. Angeblich war sie sogar mal eine Räuberhöhle. Sie überstand Weltkriege und eiskalte Winter. Die Politik und der Wandel der Zeit, konnten der kleinen Kapelle nichts anhaben.
Bereits die Kelten nutzten die natürliche Höhle für ihre religiöse Zwecke. Von dem düsteren Wald des Petrustals (der Name wurde von den Römern übernommen) umzingelt, liegt die geschichtsträchtige Höhle an einem kleinem Bach und einer Wasserquelle. Die Figur der römischen Göttin Trivia und ein alter keltische Matressstein (heute der Kult um die „Dréijongfraefigur“) standen angeblich an genau diesem Ort. Die Wasserquelle war jedoch der Hauptgrund für den ersten Heidenkult - sie gab den Menschen Hoffnung auf ein Quellenwunder.
Nach der Christianisierung im 10. Jahrhundert wurde die Höhle langsam aber sicher zur Kapelle umgebaut. Somit ist sie die älteste Kultstätte unserer Stadt. In dieser Höhle sind auch heute noch eine Mulde und eine kleine Grube zu erkennen, welche angeblich zum Abfluss des Opferblutes diente.
Der Kult um den heiligen Quirinus begann in Luxemburg erst im 11. Jahrhundert, so Joseph Reuter. Beim Versuch die alten römischen Gottheiten loszuwerden, beschlossen die Christen alle römischen Götter durch Götter ihrer Heiligen zu ersetzen. Hiervon gibt es deshalb in dieser Kapelle gleich drei davon: Der heilige Quirinus, der heilige Firminus und der heilige Ferreolus.
Im Mittelalter wurde die Greinskapelle vom Deutschen Ritterorden unterhalten, welcher seit 1249 in der Tilleschgasse bei der St. Ulrichspforte wohnte und dort ein Hospiz betrieb. Um 1355 errichteten sie die gotische Fassade, welche uns bis heute erhalten geblieben ist. Sie sollte an das heilige Grab in Jerusalem erinnern, welches zu dieser Zeit bereits von den Moslems zurückerobert, und deshalb nicht mehr so leicht zugänglich war. Auch das Deutschherrenkreuz, welches über der Pforte eingemeißelt wurde und heute leider nicht mehr sehr gut zu erkennen ist, stammte ebenfalls von ihnen. Auf der rechten Seite liegt der offene Predigtstuhl, welcher es in dieser Form nur noch zwei Mal gibt: in Oxford und in St. Loo (Normandie).
Das Dach und der Glockenturm wurden 1884-1885 vom Stadt-Architekten Charles Arendt umgebaut. Bis 1884 war der kleine Turm niedrig und das Dach abgerundet. Unter dem Glockenturm fand man noch Spuren alter Freskenmalereien mit einer Kreuzigungsszene. An der äußeren Mauer befand sich ein eingravierter Schriftzug: Anno Domini 1355 ac Inzentiv sexto. Weder die Freskenmalerei, noch der Schriftzug wurden renoviert und sind deshalb leider nicht mehr zu erkennen. Das Kreuz des Deutschen Ordens, das sich über der Eingangstür befand, wurde 1884 beim Umbau der kleinen Fenster geopfert, nun fehlt der obere Teil dieses Kreuzes.
Im Inneren der Kapelle befindet sich eine Doppelhöhle, eine kleine Sakristei und eine Nische mit einem Altar. Die Original-Figuren aus der Kapelle stehen heute im Stadtmuseum. Im Turm befindet eine kleine Glocke, die im Jahre 1770 vom Luxemburger Henricus Eisenbach, einem Stadtbewohner, mit der Inschrift: Henricus Eisenbach me fecit Luxemburgi anno Domini 1770 gegossen worden ist.
Bis in die 20er Jahren unseres Jahrhunderts standen die Wohnsiedlungen im Petrustal bis zur Kapelle. Der Stadtschöffe Professor Lucien König hat nach dem Krieg von 1939-1945 die Kapelle renoviert und die Wohnungen niederreißen lassen. Auch bekannt als „Siggy vu Lëtzebuerg“, wurde von ihm das Lied „Sankt Greinslied“ zu Ehren der Kapelle und dem heiligen Quirinus, geschrieben.
Der heilige Quirinus war seit dem 11. Jahrhundert der Schutzpatron der Festung und seit 1455 auch der Stadt Luxemburg. Im Jahre 1666 wurde er in dieser Funktion von den Jesuiten durch die Trösterin im Leid abgelöst.
Am Fuße der Kapelle liegt die Quirinusquelle oder Greinsbrunnen, von dessen Wasser früher erzählt wurde, es könnte bei Hautkrankheiten heilen. Kurz nach Ostern gab es deswegen damals auf dem kleinen Platz vor der Kapelle und der St. Ulrichsstrasse, eine kleine Kirmes, wobei der Brunnen neu gesegnet wurde. Zu Essen gab es traditionell geräucherter Schinken und der "Greinsfladen", ein spezielles Eiertörtchen in Mondform. Eine alte Sage erzählt dass bei einem der unzähligen Kriege die Relikien der drei Heiligen im Brunnen versteckt wurden. Seitdem soll das Wasser nicht mehr verderblich sein.
Das erste Mal wurde der Brunnen von Alexander Wiltheim 1655 erwähnt. Bei einer chemischen Analyse im Jahre 1900 von Charles Arendt, wurde vom Chemieprofessor E. d’Huart feststellt das das Brunnenwasser zu 100 Prozent aus reinem Quellenwasser besteht.
Heute steht die Greinskapelle und der Greinsbrunnen unter UNESCO und nationalem Denkmalschutz und ist im Besitz der Stadt Luxemburg.
Informationsvideo (in Luxemburgisch):
Der aktuelle Zustand:
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(25.05.2018)